Flächenhygiene

Systematische, regelmäßige Flächenhygiene ist für medizinische Einrichtungen ein wichtiger Beitrag zur Infektionsprävention.

Generelles

Präparate, die in infektionshygienisch sensiblen medizinischen Bereich, insbesondere im patientennahen Umfeld angewendet werden, sind Medizinprodukte der Klasse 2a, werden mit CE und zukünftig zusätzlich mit MD gekennzeichnet. Für Produktaussagen und Kennzeichnung ist der Hersteller verantwortlich.

Auf eine umfassende mikrobiologische, einschl. einer ausreichenden Viruswirksamkeit ist zu achten. Präparate sollten mind. bakterizid, levurozid u. begrenzt viruzid, besser aber begrenzt viruzid PLUS oder viruzid wirksam sein. Der 4-Felder-Test, der die Wirksamkeit unter praxisnahen Bedingungen belegt, ist zwischenzeitlich obligat.

Bei behördlich nach § 18 IfSG angeordneten Desinfektionsmaßnahmen dürfen nur Präparate verwendet werden, die in der RKI-Desinfektionsmittelliste aufgeführt sind.

Flächendesinfektionsmittel unterliegen der GefStoffV. EG-Sicherheitsdatenblätter und Betriebsanweisungen sind erforderlich. Die Bestimmungen der BGR 206 "Desinfektionsarbeiten im Gesundheitsdienst" und die TRGS-Regeln sind zu beachten.

Flächendesinfektionsmittel unterliegen einem "dualen Status" und werden auch als Biozidprodukte in den Verkehr gebracht. Bei der Bewertung, Prüfung und Zulassung nach der Biozidverordnung stehen Umweltgedanken als mögliche Gefährdungen im Vordergrund. Die tatsächlichen Infektionsrisiken im Sinne des IfSG werden nicht bewertet. Für medizinisch sensible Bereiche sind Medizinprodukte zu bevorzugen.

Küchenbereiche

Im Küchenbereich sind Speiseablagen, Zubereitungsflächen, Kühlschränke, Lagerräume, Arbeitsgeräte, Ausgüsse, Abfallbehälter regelmäßig zu reinigen und zu desinfizieren. In der warmen Jahreszeit sind die Hygieneregeln besonders zu beachten. Für den Umgang mit Geflügel und Mayonnaise gelten besondere Richtlinien. Die Richtlinien der LMHV sind einzuhalten.

Risikobewertung

Maßnahmen zur Flächenhygiene sind abhängig von der Risikobewertung, vom Risikobereich und vom spezifischem Infektionsrisiko.

Eine regelmäßige REINIGUNG ist für Flächen, die nicht kontaminiert werden können und für Oberflächen ohne häufigen Hände- oder Hautkontakt ausreichend.

Eine regelmäßige/tägliche ROUTINEMÄSSIGE DESINFEKTION hat bei patientennahen Oberflächen und Gegenständen, die häufig kontaminiert werden können, bei Oberflächen mit direktem Hände-, Haut- und Schleimhautkontakt, bei Verunreinigungen durch Ausscheidungen und nach Operationen und Eingriffen zu erfolgen.

Eine GEZIELTE DESINFEKTION hat bei erkennbarer Kontamination mit Blut, Eiter und Ausscheidungen, bei Verdacht und Behandlung infizierter Patienten sowie beim Auftreten hochinfektiöser oder multiresistenter Erreger zu erfolgen.

Die SCHLUSSDESINFEKTION für Bereiche, die von infizierten/kolonisierten Patienten genutzt wurden, hat das Ziel die Verbreitung multiresistenter oder hoch infektiöser Keime (Noroviren, C. difficile, MRSA, VRE, MRGN) zu vermeiden.

Methoden-Verfahren

Zuverlässig und zu bevorzugen ist die Flächen-(Wisch-)desinfektion (Verfahren mit "Mechanik"). Die Sprühdesinfektion (Verfahren ohne "Mechanik") ist auf schwer zugänglichen Oberflächen zu begrenzen. Zur Verfügung stehen, Konzentrate aus denen Desinfektionslösungen hergestellt werden, fertige Gebrauchslösungen und Tuchwischsysteme.

Methoden - Konzentrate [hc-endosupply]

Zur Wischdesinfektion organisch belasterter und großer Flächen eignen sich besonders kombinierte, hochwirksame Desinfektionsmittel-Konzentrate mit ausreichender Reinigungswirkung. Die Gebrauchlösungen sind mit kaltem Wasser, geeigneten Dosierhilfen und Dosiertabellen herzustellen und unmittelbar (bei Zimmertemperatur) zu verwenden. Die Behältnisse sind zu beschriften. Belastete Arbeitsgeräte und Hilfsmittel führen leicht zu unkontrollierter Keimvermehrung. Arbeitsgeräte und Hilfsmittel sind nach Gebrauch sachgerecht zu reinigen und zu desinfizieren.

Werden Tücher mit der Gebrauchslösung getränkt, sind diese unmittelbar zu verwenden. Wischsysteme mit trockenen Tüchern, sind regelmäßig aufzubereiten. Alternative: Vorgetränkte Tücher!

Betten und Matratzen, Geräte und Gegenstände, die nicht wischbeständig (wasserbeständig) sind, sind vor Belegung bzw. Benutzung mit einer gebrauchsfertigen, alkoholischen Flächendesinfektion zu versehen.

Für routinemäßigen Desinfektionsmaßnahmen sind die Konzentrationen, die mit dem 1-Stunden-Wert angegeben werden, als ausreichend anzusehen. Auf eine vollständige Benetzung der Oberflächen ist zu achten. Bei allen routinemäßigen Desinfektionsmaßnahmen kann eine Fläche wieder benutzt werden, sobald sie sichtbar trocken ist.

Bei gezielten und bei behördlich angeordneten Desinfektionsmaßnahmen sind die Einwirkzeiten einzuhalten. Anwendungskonzentrationen für kurze Einwirkzeiten sind zu bevorzugen.

Methoden u. Verfahren, gebrauchsfertig [hc-endosupply]

Im patientennahen Umfeld, zwischen Behandlungen/Eingriffen und für Oberflächen mit regelmäßigem Patienten-/Personalkontakt, werden in der Regel gebrauchsfertige alkoholische Sprüh-/Wischdesinfektionsmittel verwendet. Die Sprühdesinfektion ist infolge der feinen Aerosolbildung nur dann zu verwenden, wenn eine zuverlässige Wischdesinfektion nicht möglich ist (kleine, schwer zugängliche Oberflächen).Werden größere Wirkstoffmengen ausgebracht besteht Brand-/Explosionsgefahr! Die ausgebrachte Menge Gebrauchsflüssigleit darf 50 ml/qm nicht überschreiten.

Gebrauchsfertige, vorgetränkte Tuchsysteme sind zu bevorzugen (Substitutionsbebot). Vorteil: Schnelle Verfügbarkeit, zeitsparende Handhabung, keine Aufbereitung der Arbeitsmittel/Behältnisse.

Alkoholhaltige Wipes sind vorteilhaft bei kleineren Oberflächen mit geringen Belastungen. Vorteile: Schnelle Wirksamkeit, rückstandsfrei, kurze Einwirkzeiten. Nachteile: Eingeschränkte Materialverträglichkeit bei alkoholempfindlichen Oberflächen und begrenzte Wirksamkeit gegen unbehüllte Viren.

Werden Wischtücher mit einem Desinfektionsmittel getränkt bzw. vorbenetzt, kann es zur Absorption kommen, die die Desinfektionswirkung beeinträchtigt. Gebrauchsfertige, vorgetränkte Tuchsysteme sind zu bevorzugen. Die sichere Anwendung wird durch Praxistest belegt.

Beim 4-Felder-Test (Praxistest) wird auf PVC-Belag 1 Feld kontaminiert und 3 Felder steril gehalten. Die Auswertung belegt, dass die mit Desinfektionslösung getränkte Tücher wirksam sind (kontaminiertes Feld) und durch den Wischvorgang keine Keimverschleppungen erfolgen (sterilen Felder).

Die Flächenleistung ist grundsätzlich von der Wirkstoffformulierung, vom Tuchmaterial, der Tuchgröße und der Menge-Tränklösung abhängig. Als "Standardtuch" wird Vliesmaterial aus Zellstoff/PET verwendet. Neuere biologisch abbaubare Zellulosefasern (Bio-Cell) belegen eine sehr gute Wirkstoffaufnahme/-abgabe mit kürzere Einwirkzeiten.

Werden trockene Tücher als Tuchsysteme verwendet und mit Desinfektionslösungen getränkt bzw. vorbenetzt, ist darauf zu achten, dass das Tuchmaterial und die Desinfektionslösung kompatibel sind und geprüft wurden (4-Felder-Test).
Dosierangaben, Standzeiten u.ä. der Hersteller ist zu achten. Tuchsysteme sind regelmäßig zu reinigen und zu desinfizieren. Gebrauchsfertige, vorgetränkte Tuchsysteme sind zu bevorzugen (schnell verfügbar, zeitsparend, sicher).

Wiederbenutzung von desinfizierten Flächen

Auf eine vollständige Benetzung der Oberflächen ist zu achten. Bei allen routinemäßigen Desinfektionsmaßnahmen kann eine Fläche wieder benutzt werden, sobald sie sichtbar trocken ist. Anwendungskonzentrationen für kurze Einwirkzeiten sind zu bevorzugen.

Die angegebenen Einwirkzeiten sind einzuhalten:

  • bei behördlich angeordneten Desinfektionsmaßnahmen,
  • bei patientennahen Kontaktflächen, wenn die Möglichkeit besteht, dass Krankheitserreger direkt von der Fläche in den menschlichen Körper (z. B. über Wunden) eingetragen werden,
  • bei Badewannen, bei denen durch das Einlaufen des Wassers die Desinfektion beendet wird,
  • bei gezielten Desinfektionsmaßnahmen nach Kontamination patientennaher Kontaktflächen.
  • der Schlussdesinfektion mit Krankheitserregern, wie Noroviren, C. difficile, MRSA oder VRE,
  • in Küchenbereiche (Lebensmittelkontaktflächen).